Wenn ich an den Buß- und Bettag denke, dann kommt mir sofort die biblische Geschichte von Jona und Ninive in den Sinn.

Dort wird ein heidnisches Volk von seinem König zum Beten und Fasten aufgerufen, weil die Strafe Gottes für ihre Sünden unmittelbar bevorsteht. Und alle gehorchen, alle kehren sichtbar um „von ihrem bösen Weg“, hüllen sich in Sack und Asche und flehen unablässig zu Gott (Jona 3,5-10). Selbst die Nutztiere bleiben nicht verschont und müssen mitmachen. Schon als Kind habe ich diese Geschichte geliebt, denn am Ende ist für Ninive alles gut. Gott sieht die echte Reue in den Herzen der Menschen und bereut selbst das Übel der angedrohten Strafe und „tut es nicht“ (Jona 3,10).

Heute ist mir, einer Mutter von vier Söhnen, die Stelle zwischen dem 4. und 5. Vers in dieser biblischen Geschichte sehr wichtig. Da steht nämlich NICHTS! Jona geht tief in die Stadt hinein, predigt die Strafe Gottes… und? Die Leute glauben Gott und seinem Propheten sofort! Sofort und alle, Groß und Klein. Es gibt keine Diskussion über den korrekten Ablauf der sündigen Taten („Er hat angefangen und dann…!“), keine akribische Suche nach dem wahren Schuldigen („Er hat mich dazu angestiftet“), keinen Versuch das Ausmaß der eigenen Sünde zu schmälern („Er hat auch mitgemacht!“) und keine Trivialisierungen („Alle machen das!“). Es gibt nur tiefe Erkenntnis der eigenen Sünde, echte Gottesfurcht und gutes Stück Hoffnung auf Gnade.

Ich weiß nicht, wie lange die Menschen in Ninive gefastet und gebetet haben. Mir wird nur wichtig, dass sie sofort damit anfingen! Und am Ende hat sich ihr Gehorsam und ihr Buß- und Bettag (oder auch Tage!) wirklich gelohnt: Gott verzeiht! Wünsche ich mir als Mutter nicht oft das Gleiche, den Gehorsam? Mein Alltag wäre doch um einiges einfacher!

Aber meine Söhne halten mir den Spiegel vor Augen: Mein Ungehorsam Gott gegenüber übertrifft oft den ihren mir gegenüber bei Weitem! Da ist doch die Bibelstelle, die ich hätte lesen, die Gemeindebibelstunde, die ich hätte besuchen, das freundliche Wort, das ich hätte sagen, das Gebet, das ich hätte beten und die Hilfe, die ich hätte geben müssen. Die Liste des menschlichen Ungehorsams kann beliebig weitergeführt werden! Da kommt so ein Buß- und Bettag genau richtig. Und da es nun leider kein gesetzlicher Feiertag mehr ist, müssten wir als Christen umso stärker daran festhalten! Denn

„da reute Ihn das Übel, das Er angekündigt hatte, ihnen zu tun, und Er tat es nicht!“ (Jona 3,10)

Eure Helga Kran

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